Hallo Camille und alle anderen,
heute fing der Tag etwas später für uns an als
üblich. Da es Sonntag war, wollten wir in einen Gottesdienst gehen. Gestern
schrieben wir Jerry eine Nachricht und flehten um Empfehlungen, aber ohne
Internet konnten wir seine Antwort nicht empfangen. Wir dachten uns also: „mmh,
in welche Kirche ist wohl Jerry früher immer gegangen? Wahrscheinlich nahe am
Campus. Wahrscheinlich eine große und lebendige Gemeinde.“ Wir entschieden uns
für die City Church.
Um 10:00 Uhr brachen wir auf von Ella und
wanderten zur Bushaltestelle. Leider hing dort ein Schild auf dem stand, dass
die Bushaltestelle heute zwischen 9:00 und 11:00 Uhr wegen Brückenbauarbeiten auf
der Strecke geschlossen sei. Mist, dachten wir. Nun kommen wir zu spät zur
Church. Gerade als wir uns eine andere Route überlegen wollten, kam dann auf
einmal der richtige Bus zu dieser gesperrten Station. Nanu? Der Busfahrer sagte
uns, dass wir Glück hätten diesen Bus zu erwischen, weil die Station eigentlich
gesperrt sei. Warum der Bus trotzdem kam, wissen wir nicht, aber wir kamen
pünktlich zur Church.
Dort wurden wir herzlich begrüßt, von einer
der Leiterinnen namens Camille. Tollkühn fragte Michael sie, ob sie vielleicht
Jerry kenne. Da sagte sie tatsächlich: Ja! Zufällig, oder, wie wir glauben,
nicht zufällig, hatten wir die richtige Kirche gefunden. Der Gottesdienst war
einfach super. Musik war toll; die Band war geil und die Sängerin hatte eine
mega Stimme. Die Message war der Hammer; schon lange nicht mehr haben wir so
viel in einer Predigt gelernt. Es ging um Großzügigkeit und Robert Morris hat
als einer der besten Experten dieses Themas als Gastpastor gesprochen. Das war ein sehr guter Start in den Sonntag
und wir haben uns direkt überlegt, abends zu einem anderen besonderen
Gottesdienst hier hin wiederzukommen.
Als nächstes wollten wir uns den Campus
angucken. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf einen Street Fair, was eine Mischung aus Markt und Kirmes ist. Wir hatten
unglaublich Glück mit dem Wetter und mit der strahlenden Sonne genossen wir es einfach durch die Straßen zu schlendern.
So gelangten wir zur University of Washington,
was eine der besten öffentlichen Universitäten der Vereinigten Staaten ist.
Jerry, den Michael bei seinem Schüleraustausch in Oregon vor fast acht Jahren
kennen gelernt hatte, ist nach dem amerikanischen High School Abschluss nicht
zurück nach Deutschland gekommen, um Abitur zu machen, sondern hat direkt in
den USA studiert. Michael hatte lange überlegt, ob er das zusammen mit Jerry machen sollte, aber hatte sich letztendlich doch dagegen entschieden, was gut ist, denn sonst wären wir heute nicht verheiratet. Während wir noch in der Hugo-Kükelhaus-Schule und in
Australien waren, hat er in Seattle schnell fertig Business studiert und dann
in Deutschland angefangen zu arbeiten, als wir in Maastricht angefangen haben
zu studieren.
Statue des berühmten Jerry Zarski III.
Der Campus der sogenannten U-Dub ist prächtig.
Wie wir beim ersten Erwähnen des Namens, fragt ihr euch vielleicht: „Was ist
denn U-Dub (ausgesprochen Ju-Dap)?“ Das ist natürlich die Abkürzung für die
University of Washington, also die Abkürzung von „UW“. Das ist das erste mal,
dass wir erleben, dass ein einziger Buchstabe abgekürzt wird. Auf jeden
Fall befindet sich hier die wunderschöne Suzzallo Library, die aussieht, wie
eine alte Kirche.
In dieser Bibliothek gibt es, wie in unserer kanadischen Uni (Queen’s University) einen Raum, der Harry Potter Reading Room
genannt wird. Auch wenn Jerry darauf besteht, dass der Raum seiner Uni der
orignialere ist, finden wir, dass sie beide schön sind und uns an Harry Potter
erinnern.
Das ist der Reading Room in Queen's
Hier der coole rote Vorplatz der Library mit
einer raffinierten Statue auf der rechten Seite:
Auf diesem Platz entdeckte ich auch die erste
schöne Vogelkacke meines Lebens, da sie aussieht, wie ein süßes Gespenst:
Ich weiß nicht, ob es am Wetter lag, aber
alles an der University of Washington war mega schön. Sie hat uns sogar besser als Berkeley gefallen. Bei jedem Schritt unserer
Erkundungstour hatte ich Mitleid mit Jerry, der seine Zeit hier sicher extrem
vermisst. Natürlich ist Maastricht auch eine schöne Uni und Queen’s auch, aber
hier zu studieren wäre glaube ich nochmal ein anderes Gefühl. Obwohl es für
mich ein bisschen Verschwendung wäre, in Seattle zu studieren, weil es hier nur
drei Panda Express gibt. Außerdem soll das Wetter im Winter nicht immer so toll sein.
Als nächstes fanden wir die riesige Sportarena
und das Stadion der Universität. Jerry hat uns erzählt, dass im Stadion immer
die Graduation, also die Abschlusszeremonie stattfindet. Bei dieser Zeremonie
ist es natürlich proppevoll und zu Ehren der Absolventen sind in Jerrys Jahr
Düsenjets über das Stadion geflogen. Was für ein Erlebnis, oder?
Was wir lustig fanden war, dass weder die
Arena noch das Stadion eigentlich geöffnet waren. Aber komischerweise stand die
Tür der Arena offen und wir sind einfach zu einem Volleyballtraining
hereingehuscht. Im Stadion wurde gerade irgendwas geputzt und repariert, sodass
wir auch einfach mit den Arbeitern hineingeschlichen sind. Hier wurden wir zwar
nach kurzer Zeit wieder heraus geschickt, aber zum Glück erst, nachdem wir
Fotos gemacht hatten. Hihi.
Da wir nicht wussten, wo wir leckeren Lachs finden sollten, war unsere nächste Tat einen der drei Panda Express zu finden. Das war gar nicht so einfach, denn er war in einem Supermarkt versteckt. Das war ein leckerer Genuss!
Nach diesem Mahl ging es weiter zu den Hiram M. Chittenden Locks von Seattle. Hierbei handelt es sich um zwei Schleusen, die das Wasserlevel von zwei Seen und die Trennung von Süß- und Salzwasser erhalten sollen.
Der Eingang befindet sich in einem botanischen Garten
Das lustigste an diesen Schleusen war allerdings die Fischtreppe.
Ihr wisst bestimmt, dass leckere Lachse im Süßwasser geboren werden (aus den Eiern schlüpfen), dann ins Salzwasser wandern, und schließlich wieder zum Eierlegen und Sterben zurück ins Süßwasser reisen. In freier Wildbahn überwinden sie dafür sogar häufig Hindernisse wie z.B. kleinere Wasserfälle. Als die Schleusen 1917 in Betrieb genommen wurden, machte sich Lachsfan Chittenden Sorgen, dass die Fische nicht zurück ins Süßwasser kommen können. Daher baute er diese Treppe, die Lachse anscheinend hochspringen können.
Leider waren hier gerade Instandhaltungsmaßnahmen im Gang, sodass die Treppe nicht in Betrieb war. Hier aber mal ein Video, was ein früherer Besucher der Treppen gemacht hat. Bei Sekunde 16/17 könnt ihr einen netten Fisch springen sehen (leider nicht so spektakulär, wie man sich das vorstellt).
Wir, die keine Ahnung von Biologie haben, können uns nicht erklären, woher die Lachse wissen, dass sie 12 Mal springen müssen und dann im Süßwasser sind. Dafür haben wir letztes Jahr eine andere interessante Information über Lachse gelernt:
In der natürlichen Welt ernähren sich Lachse von Krebsen. Daher erhalten sie diese nette, rosane (lachsfarbene) Farbe. Wenn Lachs gezüchtet wird, wird allerdings Fischmehl gefüttert, was einen grauen Lachs ergibt. Da niemand gerne grauen Lachs kauft und serviert, wird dem Fischmehl Farbe hinzugefügt, die sich der Verkäufer selbst aus einer Farbpalette auswählen kann.
"Und woher weißt du das, liebe Sara?" Das habe ich von meinem lieben Onkel Werner gelernt, bei dem Michael und ich den letzten Sommer verbracht haben. Er arbeitet bei der BASF, wo wir unser Praktikum gemacht haben. Dieser weltweit größte Chemiekonzern produziert nämlich tatsächlich genau die Farbe, die den Lachsen gefüttert wird. Sinnig, oder?
Auf dem Rückweg durch den botanischen Garten wurden wir Zeuge eines Hochzeitsshootings.
So. Als nächstes hatten wir vor, in einen Abendgottesdienst zu gehen von der Kirche, in der wir morgens schon waren. Ein besonderes Event war angesagt. Also stiegen wir wieder in einen Bus in Richtung Campus.
Da spricht uns doch tatsächlich, direkt beim Einsteigen, der Busfahrer an und fragt, woher wir kommen und wohin wir fahren wollten. Wir erklärten, dass wir Deutsche seien und auf dem Weg in die Church wären. Er konnte perfekt Deutsch, da er früher Pastor war und in München eine Kirche gegründet hatte. Das war so geil!!! Wir hatten eine richtig super Unterhaltung auf Deutsch; die ganze halbe Stunde lang, die wir zur Chuch gebraucht haben.
Uns passieren einfach immer so geile Sachen. Auf dem ersten Weg zur Chuch kam heute ein Bus, der eigentlich nicht kommen sollte und auf dem zweiten Weg stiegen wir dann genau in diesen Bus mit dem deutschsprachigen Pastor. Wir wissen nicht, zu welcher Church wir sollen, aber die erste Person, die wir treffen, kennt einfach unseren Trauzeugen! Das war einfach ein genialer Tag.
In der Church angekommen fanden wir dann direkt ein Buch, was uns bekannt vorkam. Jerry hatte es uns mal, vor einem Jahr bei Hillsong in Düsseldorf, empfohlen. Es wurde von seinem Pastor der City Church geschrieben, der mittlerweile ziemlich berühmt geworden ist. Wir haben es uns zugelegt und sind neugierig, es in den nächsten Tagen zu lesen.
Dieser erst 33-jährige Pastor hat das Buch geschrieben. Er hat aber heute nicht gepredigt.
Der Gottesdienst der uns hier erwartete, war wirklich something else. Ach du ahnst es nicht. Der Gastpastor, John Gray, ist nicht nur ein Pastor, sondern auch ein Sänger, Songwriter und professioneller Comedian. Der ging so ab! Wir haben noch nie so gelacht während einer Predigt (obwohl wir uns auch manchmal gefragt haben, ob das vielleicht ein bisschen zu viel ist). Insgesamt haben wir aber auch wieder ein paar neue Sachen gelernt und den Abend sehr genossen. Hier mal ein kurzes Video von ihm. Den "Thriller" hat er auch bei uns aufgeführt. Der kann richtig gut singen!
Zufälle gibt es nicht, aber Schicksal gibt es. :)
AntwortenLöschenNaja die Bibliothek der University of Washington ist dann wohl doch näher am Original :D Komische Idee von den Lachsen - mag die aber eh nicht gerne essen. Oh ja ich würde auch gerne mal wieder mit euch zu Hillsong :)
AntwortenLöschenHab euch lieb
Krini