Sonntag, 21. Dezember 2014

Alles, alles geht vorbei...

Hallo liebe Leute,

Heute schreibe ich mit gemischten Gefühlen. Ich freue mich schon lange sehr auf zu Hause. Aber jetzt, wo alles so langsam zu Ende geht, ist es doch ein bisschen traurig. Besonders die Gedanken daran, dass man keinen Kurs mehr an der Queen's University haben wird und dass man manche Leute aus unserem Programm wahrscheinlich nie wieder sehen wird, sind leider nicht so erfreulich. Queen's ist echt eine tolle Uni und die Programm-Organisation hat sich riesige Mühe mit uns gegeben. Sie kannten vom ersten Tag an unsere Namen, als wir im Sommer mit unseren Eltern am Office vorbei kamen. Die Besuche im tollen Fitnessstudio mit Wäscheservice und dem extrem hohen Wasserdruck in den Duschen werde ich vermissen. 

Letzter Bagel von Tim Hortons
Verzeiht meine Frisur - ich war krank.

Michael hatte sein letztes Dinner mit seiner Gruppe

Er ist eigentlich nicht wirklich ein Fan von Sushi

Aber besonders das multikulturelle Umfeld. Natürlich macht es das Arbeiten nicht gerade leicht, wenn man die Hälfte von dem, was der andere sagt nicht versteht und zehn mal nachfragen muss. Aber man lernt sehr viel daraus. Immer wieder in kleinen Konversationen zwischendurch erkennt man kulturelle Unterschiede und andere Ansichten über das Leben. Besonders interessant finde ich gerade das Thema, wie verschiedene Kulturen mit dem Thema Familie umgehen und welchen Status Eltern und Senioren in den verschiedenen Gesellschaften haben. Hier im Westen denken wir immer, wir wüssten selbst, was am Besten für uns ist. In vielen asiatischen Ländern allerdings vertraut man viel mehr auf die Eltern und ist direkter an seine Familie gebunden. 


Tausende so kleine Sachen über verschiedene Menschen lernt man hier in unserem MIB und besonders toll ist es zu sehen, dass man sich trotz der ganzen Unterschiede so nah ist und so sehr respektiert. Alle zusammen auf einem Haufen resultiert in viele Diskussionen und Konflikte und wenn man auf einmal gehen muss merkt man erst, wie man das alles genossen hat und wie lieb man diese Unterschiede gewonnen hat. Das werde ich in Maastricht sehr vermissen, wo die Mehrzahl der Studenten dann doch aus Deutschland kommt. Versteht mich nicht falsch, Deutsche sind auch cool. Wir haben ganz klar auch besondere Stärken und gute Persönlichkeiten. Aber wir sehen doch viele Sachen gleich und manchmal kann man eben mehr davon lernen, Sachen einmal anders zu sehen. 


Letztes Treffen mit meiner Freundin Siru aus China
Von ihr habe ich ein paar Chinesische Schriftzeichen gelernt
Sie spricht einfach mal Englisch, Arabisch und Mandarin

Wie im letzten Blogeintrag schon angekündigt, bin ich leider an meinem Geburtstag krank geworden. Es hat mich ziemlich erwischt, sodass ich den Rest der Woche nicht mehr in die Uni gehen konnte. Donnerstag war ich erstmal beim Arzt und ansonsten hab ich das Haus bis Montag nicht mehr verlassen. Das war für meine mündliche Mitarbeitsnote sicherlich nicht gerade hilfreich. Mein individual assignment konnte ich auch nicht anfangen, da mein Kopf nicht in der Lage war zu denken. Ich habe eine Präsentation meiner Gruppe verpasst (aber wir haben trotzdem ein A gekriegt - juhu!) und ein Team Meeting über Skype mitgemacht. Eigentlich wollte ich Sonntag in beide Gottesdienste gehen (Bay Park und Bethel), um mich von allen zu verabschieden, aber dann blieb ich doch lieber im Bett. Michael musste alles für mich regeln: Einkaufen, waschen, essen bringen, mich verwöhnen. Meine Kinder werden echt Glück haben so einen tollen Vater zu haben.

Sonntag Abend hatten wir dann vor, unser individual assignment zu schreiben. Wir wollten nur schnell Danny anrufen, um ein paar Ideen auszutauschen. Daraus wurde dann ein sechsstündiges Skype-Gespräch, was ungefähr alle Themen beinhaltete, bis auf unser Assignment. Interessanter war es auf jeden Fall, irgendwie gibt es tausend Themen die wir mit Danny stundenlang besprechen könnten. Danny ist eigentlich Kanadier, hat aber 25 Jahre in Deutschland gelebt und so ein interessantes, außergewöhnliches Leben, dass wir immer wieder etwas neues faszinierendes kennen lernen. Das einzige blöde an dem Gespräch war, dass wir das ganze Assignment dann Dienstag schreiben mussten und daher die ganze Woche wenig Schlaf bekamen. Selbst Schuld wir Dummis!

Eine der letzten Vorlesungen...guckt mal der Frechdachs vor mir!

Mittwoch hatte meine Gruppe dann ihre Präsentation während der letzten Strategy-Unterrichtsstunde. Die ging bis 17:00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt durften wir leider nicht nach Hause gehen und schlafen, sondern haben in unseren Gruppen einen Case bekommen, den wir am nächsten Tag um 10:00 Uhr vortragen mussten. Es waren Räume in der Uni die ganze Nacht über für uns reserviert und so verteilte sich die MIB Class of 2015 in der ganzen Goodes Hall und war noch bis sehr spät dort anzutreffen.

Case lesen

Meine Gruppe entschied sich, zuerst ein letztes Mal zu PitaPit zu gehen, um Mittag und Abend zu essen. Danach suchten wir uns einen leeren Vorlesungssaal (damit wir unsere Präsentation direkt an die Wand projizieren können und alle an der Diskussion teilnehmen können). Dann ging es los. Von 18:00 Uhr bis fast 4:00 Uhr morgens rauchten unsere Köpfe. Das war echt krank wie wir daran gearbeitet haben und zwischendurch, als wir alle müder und ungeduldiger wurden, hat man sich nicht mehr durch normales Sprechen, sondern eher durch Schreien verständigt. Aber immerhin, zufrieden mit der Präsentation legte ich mich von halb fünf bis sieben ins Bett und schlief noch schnell zweieinhalb Stunden.

Eine Slide, bevor sie auf Powerpoint übertragen wurde...

Verschiedene andere Gruppen nachts am Arbeiten

Donnerstag hab ich mich dann um 8:00 Uhr wieder mit meiner Gruppe getroffen, um die Präsentation noch ein paar Mal zu üben und sicherzustellen, dass wir innerhalb der 15-Minuten Grenze bleiben. Um 10:00 Uhr wurden dann alle Gruppen in einen Raum gerufen, um die Reihenfolge der Präsentationen auszulosen. Wir durften in unserer Division als erstes präsentieren und haben es auch ganz gut gemacht, hoffen wir. Dann mussten wir uns todmüde noch die anderen Präsentationen angucken und waren endlich fertig. Michael und ich haben zwar beide nicht gewonnen, aber dafür mussten wir dann auch später im Finale nicht nochmal präsentieren. 

Mittags wurde uns in der Uni Pizza serviert und ich bin kurz nach Hause gegangen, um aus dem Business Formal Outfit in bequemere Sachen zu schlüpfen und 8 Minuten zu schlafen. Dann ging es zurück in die Uni, die drei Finalisten präsentieren sehen. Nachdem das Team aus unserer Division (was uns rausgekickt hat) gewonnen hat, sind wir nochmal für zwei Stunden nach Hause gegangen, um nochmal kurz zu schlafen und uns fertig zu machen. Fertig für das Farewell Dinner, bei dem wir uns offiziell von der Queen's School of Business und den Mitschülern verabschieden mussten. Schon ist es vorbei mit Austausch in Kanada!

Vorspeise: Salat. Es gab Wein umsonst beim Essen. Antibiotika? Egal...


Ich weiß ja nicht, ob das überall auf der Welt jetzt so ist, aber hier herrscht die übelste Selfie-Epedemie. Viele Leute bevorzugen jetzt diese Art der Fotos und wenn man jemanden fragt, ob man ein Foto von denen machen soll, sagen sie "nein, wir machen lieber ein Selfie". Das verstehen wir nicht so ganz, aber mitmachen kann man ja trotzdem. Die ganzen Chinesen haben auch direkt so eine KameraApp, sodass die Haut auf Fotos direkt so schön (unnatürlich) glatt und die Zähne so weiß aussehen. 




Während des Dinners wurden die ganze Zeit Reden gehalten, Fotos gezeigt und Awards vergeben. Man hat versucht nochmal mit so vielen Klassenkollegen zu reden wie möglich und hatte immer Angst, dass dieses vielleicht das letzte Gespräch sein könnte. Es gab dann noch Turkey mit Kartoffelpüree und Gemüse und zum Nachtisch Apfelkuchen. Es wurden noch weitere Reden gehört und Pläne geschmiedet, wann man sich am Besten das nächste Mal wiedersehen wird.


Aussicht von unserem Tisch

Die Festlichkeiten wurden im Atrium unserer Fakultät abgehalten.


Team Sydenham (wieder ohne Adrien)

Team Frontenac (Michael und seine Kinder)

Team Maastricht: Michael, Michaela, Emanuel, Sara, Michael

Nach dem Dinner wurde es Zeit weiter zu ziehen: Unser Executive Team hatte ein Restaurant für uns reserviert, in dem wir noch ein bisschen gefeiert haben, bevor einige Leute weiter in einen Club gezogen sind. Am Anfang war ich alleine mit 5 Indern und 20 Chinesen (Michael war noch mit den Österreichern vortrinken) und wir haben ein herrliches Spiel gespielt. Immer wenn man verloren hat, musste man eine Strafe erfüllen und weil es alle so lustig fanden, dass ich als Nicht-Asiatin dabei war, hatten irgendwie alle Strafen etwas mit mir zu tun (z.B. mir einen Satz auf Chinesisch beibringen oder mir den Bollywood Tanz der Inder beibringen).


Während des Abends hab ich versucht, mich von so vielen Leuten wie möglich zu verabschieden. Das war echt traurig. So viele Leute haben sich gegenseitig gesagt, wie sehr sie sich mögen und wie schade es ist, dass wir alle wieder abreisen müssen. Ein paar Tränen waren auf jeden Fall dabei. Aber das kennt man ja von mir. Ich hasse Abschied. Aber es ist schön zu wissen, dass man Freunde auf der ganzen Welt hat. Egal wo wir später mal landen werden, ist es recht wahrscheinlich, dass wir in der Gegend jemanden kennen (außer Lateinamerika, von dort war irgendwie niemand dabei). Außerdem sind viele Klassenkameraden nächstes Jahr in Europa, da wollen wir auch mal gucken, was sich bezüglich eines Treffens machen lässt.

Jetzt hab ich genug erzählt. Wir fielen um ca. 3:00 Uhr todmüde ins Bett. 

P.S. der Skifahrer, den wir vor drei Einträgen erwähnt haben, hat seine Strafe bekommen. Die Polizei wurde durch Facebook aufmerksam

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